Freitag, 18. März 2016

Das Gerede von Überbevölkerung ist reaktionärer Mist

Angesichts der riesigen, ja gewaltigen unbewohnten, aber theoretisch bewohnbaren Flächen auf dem Globus und der menschlichen Wirtschaftskraft im allgemeinen, bereiten mir Leute die von globaler Überbevölkerung, bzw. einer zukünftigen Überbevölkerung sprechen mehr und mehr unbehagen. Es geht im Prinzip nicht um Überbevölkerung, sondern, wenn überhaupt kann ich das nur als Ansage verstehen, dass man keine Möglichkeiten sieht vorhandene Ressourcen so zu nutzen, dass sie allen dienen können. Flächen lieber leerstehen, Wirtschaftskraft lieber weiter konsumorientiert auf individuelle Kurzzeitbefriedigung anlegen. Nicht das die des Teufels wäre, aber Ihr wisst was ich meine. Und man sieht offensichtlich keinen Anlass die Perspektive auf Politik zu verändern, die da ist: Im wesentlichen hat Politik die Interessenvertretung der Banken und Industrie sicherzustellen, weil wir letztlich doch alle abhängige dieser Versorger sind. Und machen wir uns nichts vor. Auch die Kritiker des Systems haben keinen vernünftigen Plan wie es an wichtigen Stellen weitergehen könnte, ohne die gesellschaftlichen, organisatorischen, rituellen Artefakte einer lange vergangenen Zeit, die letztlich unsere Kultur und unser Denken bis heute prägen. Aber die Kritiker wissen schon, dass es weitergeht, ja weitergehen muss. Wie auch immer, ich verfaser mich. Es geht mir darum zu sagen wie primitiv, ja gemeingefährlich primitiv das Gerede von Überbevölkerung und seinen „Das Boot ist voll“-Derivaten ist. Das Boot ist weder voll, noch die Erde davor zu viele Menschen zu beherbergen. Aus der Google Earth Perspektive wird das schnell als reaktionärer Way-of-Live-Shice deutlich. Der Mensch ist letztlich einfach zu wenig darauf vorbereitet, dass bummelig 1% erfolgreiche Psycho-, bzw. Soziopathen unter Ihnen weilen, die erfolgreich wichtige Machtpositionen infiltrieren und da ihren Bullshit verzapfen (Bullshit auch weil sie nicht nur "böse", sondern wichtiger noch Intellektuell … sagen wir mal nicht die bestmögliche Besetzung sind. Machtpositionen ziehem spezielle Profile an). Nun haben wir gottseidank noch einen entwickelten Rechtsstaat, der genau gegen diese Risiken Grundrechte, Verfahrenregeln, Schutzrechte, usw. an den Start bringt. Der Rechtsstaat verdächtigt sich im Prinzip ja institutionell quasi ständig selbst und stellt z.B. in bestimmten Dingen bestimmte Transparenzen ein. Menschen haben viel gelernt in Ihrer Geschichte. Zu unserer Entmutigung muss man aber dazu auch sagen: sie haben noch viel viel mehr vergessen. Und in Bezug auf bestimmtes, wesentliches Wissen, um des Rechtsstaats, der Demokratie, pipapo steht es momentan scheinbar eher schlecht. In dem Sinne z.B., dass es im wesentlichen oft als mehr oder weniger überflüssige, bzw. hinderliche Folklore verstanden wird. Die Funktion, in Bezug auf die gesellschaftlich-strukturelle Funktion wird einfach ausgelassen, bzw. auf gut/schlecht Positionen verkürzt. Relativ einfaches aber dennoch voraussetzungsreiches Wissen über z.B. die Funktion von Freiheit in einem demokraischen Rechtsstaats scheint sich weit, bis ins unkenntliche abgedimmt zu haben. Nicht einmal das Gefühl, was man als Mensch tut, wenn ein anderer Mensch Hilfe braucht scheint allzu zuverlässig erwartbar zu sein. Menschenleben werden geopfert, um eine Ökonomie und deren Lebenswelten am Laufen zu halten. Bingo Leute, es sieht richtig scheiße aus. Die Welt ist doch kein Waldorfkindergarten, man.

Denkt vielleicht das nächste Mal wenn Ihr jemanden von Überbevölkerung sprechen hört daran, dass das sehr relativ und perspektivisch formuliert ist. Und zwar aus einer Perspektive, die sehr wenig Fantasie hat. Eine Perspektive, die nicht sehen kann, dass es psycho-soziale Probleme sind, die uns letztlich am meisten bedrohen. Ja, z.B. die realen Hungertoten jeden Tag, die werden im Prinzip ermordet. Von der Art und Weise, wie wir als MEnschen so drauf sind. Wer von Überbevölkerung spricht, das muss man so sagen, der impliziert im Prinzip auf die eine oder andere Weise: "Es gibt überschüssige Menschen, weil unser System eben so ist wie es ist. Nicht das System ist falsch, die Menschen sind über" Bin ich der einzige, dem das nicht nur komisch, sondern oberfaschistoid vorkommt? Ist es nicht zu tiefst deprimierend zu sehen wie dieser BEgriff aufgenommen wird, wenn man doch sehen kann, dass es nicht die Wirtschaftskraft ist an der es fehlt und es fehlt auch nicht an Landmassen, bzw. das kein Raum mehr da wäre, der nicht besiedelt werden könnte. Ja, nicht einmal geht es um zu wenig Süßwasser. Beim Süßwasser wird der ein oder andere jetzt vielleicht gezuckt haben, weil er insgeheim doch sich hat überzeugen lassen, das davon nun wirklich zu wenig für alle da ist. Aber auch das. Mit gegebener Technik, gegebener Wirtschaftskraft und gegebener Eingeübtheit der Menschen in organisationale Prozesse auch das ist insofern heute kein Problem. Wir können halt nicht so weiter machen wie bisher …. und sollten vielleicht hier und da mal die Augen aufmachen. Letztlich scheinen wir den harten Aufschlag des schon lange auf uns zukommenden gesellschaftlichen Problems wirklich zu brauchen, um als Gesellschaft eine gewisse Fantasie und Veränderungsbereitschaft zu entwickeln die vorhandenen Mittel einfach mal anders einzusetzen und dabei als GEsellschaft ein anderes Bewusstsein zu entwickeln. Also freut Euch drauf. Mit den Möglichkeiten heute kann es sehr sehr viel besser für alle werden. Letztlich weiß ich vieles natürlich nicht. Aber was ich weiss ist: Bestimmte Probleme - und dazu gehören die wichtigsten - gibt es nur in unseren Köpfen.

- update: 20.03.2016

Gerade habe ich eine Reaktion auf meinen Text auf Twitter gelesen:
"genau, lasst uns zugunsten der Menschen auch noch die letzten Biotope vernichten :(" https://twitter.com/katrinhilger/status/711437102735618048
.... ich will das einfach mal so stehen und wirken lassen. Nicht das mir nicht klar ist, dass es keine Lösung für das oben angedeutete Problem gibt. Aber, dass das Problem sozusagen ein kulturelles Problem ist und kein naturgesetzliches, das kann man wohl nicht leugnen. Natürlich ploppen bei der Problemstellung abertausende Gründe auf, warum es naiv ist zu sagen: Es gibt genügend Platz und Wirtschaftskraft, bzw. Technologie auf dem Planeten, dass kein Mensch leiden müsste. Aber alle Gründe betreffen uns als Spezies und werfen ein Schlaglicht darauf wie wir miteinander umgehen und was wir voneinander halten, pathetisch formuliert: welche Werte wir preferieren. Der Kommentar eben sagt z.B.: "Ok, es kann nicht sein, dass wir den Naturschutz riskieren für ...". Und so sind natürlich unzählige Kommentare möglich. "Es kann nicht sein, dass wir die Organisation unserer Wirtschaft oder Politik ändern, für ...", "Es geht einfach nicht, weil der Mensch an sich einfach zu schlecht ist", "Es geht nicht, weil der Planet oder die Atmosphäre ist zu klein...." Unendliche Formulierungen sind möglich, aber alle sagen nichts über den Planeten oder über die tatsächliche und defakto vorliegende Leistungsfähigkeit der Menschen, sondern unterstellen, dass die erbrachten gesellschaftlichen Leistungen (Brötchen, Rechner, Sozialversicherungen, Materialwissenschaften, Ingeneurtum, Kreativität, Lebensqualität...) letztlich nur möglich sind, in einem System das wirtschaftlich und politisch eben so ist wie es ist. Und das halte ich eben für reaktionär. Auch wenn es richtig wäre, dass es eben nur so geht, wie es eben heute geht; auch dann würde es nur eine Aussage über den Homo Sapiens sein, nicht über seinen Planeten. Als letztes Gedankenexperiment kann man sich noch einen Ausserirdische vorstellen, der bei uns vorbeifliegt und mal kurz checkt was hier Phase ist. Was würden der sehen? Der würde mehr oder weniger bröcklige Inseln von Wohlstand sehen, deren Luxus sich auf der krassen Ignoranz gegenüber anderen Menschen/Tieren in anderen Teilen des Planten baut. Auf der einen Seite eine durch Krieg und Moral gestützte und rücksichtslose Überschuss und Konsum-, bzw. Wegwerfgesellschaft und auf der anderen eben dadurch destabilisierte, wirtschaftlich und politisch geknebelte Gesellschaften und verhungernde und oder im elebend lebende Menschen.
Was wird der denken? Es ist nicht unwahrscheinlich, dass er Mitleid empfinden wird. Mitleid mit einem Primaten, dessen individuelle kognitive und reflektive Leistungen, seinem sozialen Vermögen und vor allem seiner Selbsteinschätzung dramatisch und auf vollends abwegigem Terrain hinterherhinken. So dramatisch, das er sich und andere auf dem Planeten als künftige Spezies nachhaltig schädigt.