Samstag, 10. Oktober 2015

Die Freuden des Musik machens. Erklärt für nicht Musik Machende.

Musik machen jenseits von reich, schön und berühmt werden ist eigentlich sowas ähnliches wie die Freude beim Egoshooter im Multiplayermodus spielen (nur viel geiler). Im Prinzip spielt man entweder alleine, mit sich selbst als vergangenes Ich (Aufnahme) oder eben live mit anderen, in einer oder mehrerer Tonarten herum. Man baut sich quasi ein Level, indem man sich eine Tonart aussucht und in dieser mit ein paar Akkorden ein Terrain aufmacht. Dann schnappt man sich eine Knarre/Instrument und erkundet das Terrain, indem man ein paar Tonleitern auslegt und guckt wo welcher Ton hübsch klingt.

Das Wesentliche dabei ist weitestgehend unvoreingenommen und ergebnisoffen etwas zu spielen, um sich daraufhin zu fragen: Was will als nächstes dazu gespielt werden. Man nimmt sich sozusagen selbst ein paar Akkorde auf und beobachtet sich beim Abhören quasi als vergangenes anderes Ich und kann dann weiter dazu entwas spielen.
Sobald man schon eine einfache Melodie über ein paar Akkorde legt, entsteht sofort etwas das grösser ist als beides für sich erahnen liess. Das erkennt man gut daran dass es überrascht. Und solche Überraschungen gilt es während des Spielens zu provozieren, um dann direkt darauf zu reagieren. Nicht nur die aufgenommenen Akkorde betrachtet man dann als überraschend "fremdgespielt", sondern beim Suchen nach neuen Melodien kann man das nach jeden gespielten Ton machen. So kann man etwas spielen, dass man selbst nicht vorhersehen konnte. Es ist möglich sich selbst zu überraschen.

Letztlich geht man bei diesem iterativen Tun seiner Intuition hinterher.
Man spielt etwas und distanziert sich gleichzeitig davon so sehr, dass man sich der Idee hingibt: Das was da gerade klingt möchte einem etwas sagen und möchte auf eine bestimmte Weise fortgeführt werden. Wenn man Glück hat entstehen diese Momente, der Selbstillusionierung. Und ähnlich wie man Figuren in Wolken gucken kann, so kann man auch Melodien spontan in mehr oder weniger Zufallsmuster hineinerwarten. Früher habe ich mit meinem Sohn manchmal ein Malspiel gespielt: Wechselseitig malt einer einen geraden oder nicht geraden Strich und der andere muss daraufhin den Strich mit einem anderen Strich fortführen. Es entstehen dann überraschende Formen. Ähnliches ist auch in der Musik möglich.

Abschließend sei nochmal bestätigt, wie Ihr vielleicht in den letzten Absätzen bemerkt habt, dass Musik machen eigentlich garnichts mit Egoshooter spielen zu tun hat. Ich brauchte nur das Bild, um Euch in Richtung auf die Idee zu bringen in einem virtuellen Raum herumzu laufen. Denn das ist Musik auch: Virtueller Raum. Es ist ein Raum mit unendlich vielen Möglichkeiten und es fühlt sich äusserst schön an schon kleine Stück aus den unendlichen Weiten des Klangreichs herausbrechen und eine eigene kleine Melodie, ein eigenes kleines Thema raufmalen zu können. In diesem Sinne sei das hier als Aufruf verstanden sich mit einem Instrument zu befassen, wenn man das eigentlich immer schon machen wollte, nur davor zurückschreckte, weil andere das schon viel besser können oder man selbst schon zu alt sei; Das ist kein Argument. Zumindest nicht wenn es um Spaß haben geht. Die einfachsten Dinge klingen schön. Und heutzutage ist es so einfach und megabillig geworden mit der Kiste vor der ihr gerade sitzt Mehrspuraufnahmen zu machen. Glaubt mir: macht es einfach, lasst Euch darauf ein. Und habe ein bischn Spaß. Man muss ein Instument nicht beherrschen, man muss nur seinen Weg finden etwas da rauszuholen, das einem Spaß macht. So einfach ist das.