Samstag, 9. Januar 2010

Wirtschaftliches Wachstum in der Welt

Unterstellen wir einfach mal, das die Welt da draussen als solches nicht zunimmt. Der Planet wächst nicht (wenn wir mal eine Massenveränderung durch Asteroiden, sonstigen Weltraumstaub, bzw. Oxidation usw. vernachlässigen). Die Summe der Elemente aus denen unser Planet besteht können wir hier sozusagen als konstant unterstellen.

Was bedeutet das für die Wirtschaft? Es lässt sich z.B. recht leicht ableiten, das der Preis für Gold fällt wenn neue Goldvorkommen gefunden und abgebaut werden. Der Preis fällt nicht dadurch, das auf einmal mehr Gold auf diesem Planeten vorhanden ist. Das was wir tun bestimmt den Preis und konsequenterweise ist der Preis für Gold eben abhängig von Angebot und Nachfrage des Elements Au (Aurum. lateinisch für das Gelbe). Entscheident ist also was wir damit machen, und mitnichten sind es die Eigenschaften des Goldes-an-sich oder die Gesamtmenge des Goldes auf diesem Planeten, die seinen Preis erklären.

Also: auf der einen Seite haben wir einen Planeten der nicht wächst und auf der anderen Seite haben wir eine Wirtschaft, die die Welt einteilt in Eigentumseinheiten und diese über einen Geldsystem sozial disponierbar macht. Wir können die physikalischen Elemente verschieben und neu kombinieren, so das z.B. ein Atomkraftwerk, oder besser einen Goldring dabei rauskommt. Und dabei stellen wir nicht nur unsere Kosten für das Gold in Rechnung, sondern kalkulieren auch einen Preis für die Arbeit des Verschiebens und Neukombinierens der Goldatome zu einem Ring; es entsteht ein Mehrwert. Diesen Mehrwert können wir nun mit einem Mehr an Geld decken, nicht jedoch durch ein Mehr auf der Seite der Elemente dieses Planeten verbürgen. Es gibt keinen Mehrwert in der Welt da draussen.

Das Geldsystem kann aber so -geknüpft an (und gedeckt durch) den begrenzt kumulierbaren Mehrwert durch Arbeit- wachsen. Durch ein kontinuierliches Mehr des Mehrwerts (Wachstum) kann dann mehr Geld im System fluktuieren ohne dabei Inflation zu verursachen (Ein Weniger des Mehrwerts hätte entsprechend inflationäre Folgen, wenn nicht Geld verbrannt würde). Aber ein Mehr an Geld, gedeckt durch ein Mehr an Arbeit wiederum intensiviert den Zugriff auf physikalische Ressourcen.

Mit anderen Worten: das Kulminieren von Wachstum im Geldsystem führt auf der Seite unseres Planeten zu einer Beschleunigung des Verschieben und Neukombinieren der Elemente des Planeten (vorausgesetzt das Geld wird benutzt). Eben weil unser Planet nicht wächst muss diese Konstanz des Planeten durch eine höhere Veränderungsfrequenz im Wirtschaftssystem ausgeglichen werden. Und nochmal: Das System kommunikativer Handlungen, das sich an Entscheidungen im Bezug auf die Differenz Zahlung/Nicht-Zahlung im Hinblick auf knappe Güter orientiert (kurz: Wirtschaft), muss die Geschwindigkeit seiner Operationen hochschrauben, es muss den Zugriff auf Ressourcen beschleunigen, will es Wirtschaftswachstum realisieren. Und die Frage, die uns in so einem Zusammenhang beschäftigen könnte ist, ob dieser Vorgang des an Zahlungen, bzw. Nicht-Zahlungen orientierten Verschiebens und Neukombinierens der Elemente auf diesem Planeten durch uns nicht etwas reflexiver politisiert werden kann. [Zusatz: Hierzu recht interessant, "SWR2 Wissen / Aula vom 10.01.2010 - Wachstum schaffte noch keinen Wohlstand"]